Neuorientierung - Wieder Mut fassen
Verläuft das Leben plötzlich anders als geplant, stehen junge Menschen oft hilflos da. Das Nicht-Erreichen eines Bildungsabschlusses oder eine nicht geplante Schwangerschaft können dazu führen, dass die Betroffenen keine Perspektive mehr sehen. Hier leisten zwei von der Werhahn Stiftung geförderte Projekte echte Lebenshilfe.
Jubiläumsprojekt „Neusser Brücke“

Schüler*innen der Oberstufen von Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs, die die Schule abbrechen oder das Abitur nicht schaffen, sind oft demotiviert. Für sie ist es im Anschluss häufig schwierig, eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu finden.
Um diesen Schüler*innen eine Brücke ins Arbeitsleben zu bauen, initiierte die Werhahn Stiftung die Neusser Brücke, die von der Wilh. Werhahn KG anlässlich ihres 175. Jubiläums mit € 175.000 über drei Jahre gefördert wird. Für diese Altersklasse gab es bisher noch keine vergleichbare Unterstützung.
Die Neusser Brücke hilft Jugendlichen, sich beruflich neu zu orientieren, eine Ausbildung zu beginnen oder den Schulabschluss auf alternativem Wege doch noch zu erreichen.
Dazu wurde beim Projektträger Bildungszentrum Niederrhein (BZNR) eine zusätzliche Stelle für eine Sozialpädagogin eingerichtet, die die Schüler*innen begleitet. Das BZNR arbeitet eng mit den Neusser Schulen sowie Unternehmen und Institutionen aus der Wirtschaft zusammen.
Die Arbeit mit den Schüler*innen ist immer am Einzelfall ausgerichtet. In individuellen Gesprächen werden gemeinsam mit den Jugendlichen berufliche Perspektiven und Ziele erarbeitet, Hindernisse abgebaut und gangbare Lösungen entwickelt. Ziel ist die schnelle Eingliederung in das Berufsleben, um Arbeitslosigkeit oder lange Abhängigkeit vom Jobcenter zu vermeiden.
„Lisa hatte das Abitur nicht geschafft. Ihr ursprünglicher beruflicher Plan ließ sich somit nicht verwirklichen. Sie hatte keine Ahnung, was sie sonst machen sollte. Auf ihre Bewerbungen für Ausbildungsstellen erhielt sie nur Absagen. Ich machte ihr Mut, dass sie nicht aufgeben sollte und zeichnete Alternativen auf. Wir klärten, was ihr Spaß macht, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, über welche Berufe sie sich näher informieren sollte. Ich half ihr bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, wir suchten gemeinsam nach freien Ausbildungsstellen und übten für Vorstellungsgespräche. Gab es wieder Absagen, motivierte ich Lisa, weiterzumachen. Im Oktober bekam Lisa endlich eine Zusage. Sie hatte schon nicht mehr daran geglaubt und war daher umso glücklicher! Ich freute mich mit ihr über die Zusage und fühle mich so, als hätten wir beide einen kleinen Sieg errungen!“, berichtet Sozialpädagogin Djouke Zaal über die Erfolge ihrer Arbeit.
„Mama Mija“ – Eine Perspektive für junge Mütter

Die Katholische Familienbildungsstätte in Mayen unterstützt und begleitet mit der Gruppe Mama Mija minderjährige Schwangere und junge Mütter, die existenzielle Probleme haben oder denen es schwer fällt, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden.
Junge Mütter stellen oft erst nach der Geburt des Kindes fest, wie sehr sich ihr Leben nun verändern wird. Viele der jungen Frauen sind ungewollt schwanger geworden und jetzt sind Schule, Ausbildung oder Arbeit schlecht mit dem neuen Leben zu vereinbaren. Oft fehlt die Unterstützung durch Partner oder Familie, die finanzielle Absicherung kann in vielen Fällen nur durch Hartz IV gewährleistet werden. Der neue Lebensabschnitt bringt häufig Schwierigkeiten mit sich, denen die Frauen nicht gewachsen sind.
Die Gruppe Mama Mija (Mama im jugendlichen Alter) trifft sich zwei Mal pro Woche, bespricht persönliche Lebenssituationen und erarbeitet gemeinsam Lösungen für vorhandene Probleme. Zwei pädagogischen Fachkräften unterstützen die Gruppe.
Bei den Gruppentreffen wird zusammen gekocht, sich ausgetauscht und mit den Kindern gespielt. Ziel ist, die Bindung der jungen Frauen zu ihren Kindern zu stärken, sie in Erziehungsfragen zu beraten und mit ihnen eine Zukunftsperspektive zu erarbeiten, damit sie eigenständig Verantwortung für sich und ihr Kind übernehmen können.
Mit Hilfe der Werhahn Stiftung wird seit 2015 eine pädagogische Fachkraft finanziert.